Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Politik – Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 1,0, Universität Duisburg-Essen (NRW School of Governance), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Diskussion über ethisch-gesellschaftliche Fragestellungen gehört eigentlich fest zum Kerngeschäft des Politikers. Vor allem im Bereich der Technikfolgenabschätzung geht es dabei häufig um fundamentale Fragen des menschlichen Zusammenlebens: Ist es rechtens, ungeborenes Leben aufgrund von Erbschädigungen abzutöten? Dürfen wir dem Sterbewunsch schwerkranker Patienten entsprechen? Kann eine verantwortungsvolle Gesellschaft weiter auf die Nutzung von Kernenergie setzen? In jüngster Zeit lässt sich bei der politischen Bearbeitung solcher Themen – wie schon bei anderen Entscheidungsmaterien zuvor – zunehmend ein neuer Trend beobachten: Die Delegation an institutionalisierte Expertengremien. So wurde in der Ethikkommission ‚Sichere Energieversorgung‘ neben Risikobewertung und Zukunftsperspektiven auch die ethische Dimension von Atomkraftwerknutzung diskutiert. Parallel dazu existieren bereits seit vielen Jahren dauerhafte Strukturen wie die zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer, die Entscheidungsträger vor allem im Bereich der Forschungspolitik beraten wollen. Wie eine Vielzahl von Publikationen und Tagungen jüngeren Datums beweisen, wird das Phänomen ethische Politikberatung auch in der Wissenschaft heftig diskutiert. Die Debatte kreist dabei unter anderem um die Frage, wie die ‚Produktion von Moral‘ in Expertengremien idealerweise organisiert werden sollte. Die meisten Beobachter sind überzeugt, dass sogenannte Bottomup Ansätze angewandter Ethik die beste Antwort darauf liefern können: Im fachwissenschaftlichen Diskurs, im Zusammenspiel von Konsens und Dissens werden sich schrittweise Lösungen für moralische Probleme und Handlungsempfehlungen für die Politik herauslösen. Doch entspricht die Arbeitsweise von Ethikgremien tatsächlich dem anspruchsvollen Muster diskursiver Verfahren? Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, diese spannende Frage anhand der Praxis des Deutschen Ethikrates zu überprüfen. Zu diesem Zweck werden wichtige Prozessdokumente und Sekundärquellen des Ethikrates qualitativ und quantitativ ausgewertet und mit zentralen Aussagen des Modells verglichen. Am Ende sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Theorie und Praxis sichtbar werden, die erlauben, die Leistungsfähigkeit ethischer Politikberatung zu bewerten.
Die Praxis der Ethikberatung am Beispiel des deutschen Ethikrates
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Ist die diskursive Produktion von Moral möglich?
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